Genuss

Genuss will gelernt sein. Kinder können das ganz gut, weil sie sehr oft, sofern sie nicht ständig von den Erwachsenen darin gestört werden, im Hier und Jetzt sind. Clara ging als Kind immer Sonntagmorgens mit ihrem Papa ins 'Café F' sodass die Mama ausschlafen konnte. Dort durfte sie sich etwas zum Frühstück bestellen. Jeden Sonntag wählte sie einen Orangensaft und ein Schinkensilserli. Die Silserli lagen in Körbchen da, um man durfte eines herausnehmen. Clara legte das Silserli auf die Serviette und wartete immer mit dem ersten Biss, bis der O-Saft auch serviert war. Erst wenn alles an seinem Platz war, war sie bereit, ihr Frühstück zu starten- sie war intuitiv natürlich achtsam. 

 

Wisschaftler haben herausgefunden, dass Geniessen unser zentrales Nervensystem beruhigt, unser Immunsystem stärkt, Resilienz aufbaut und uns somit insgesamt erhebliche gesundheitliche Vorteile bringt. Wenn es uns soviel Gutes tun würde, warum geniessen wir dann so selten? Vielleicht, weil Genuss 5 hauptsächliche Regeln hat: 

 

1) Genuss braucht Zeit

Zeit ist kostbar und oft haben wir sie nicht. Meinen wir das nur? Haben wir keine Zeit, um zum Essen hinzusitzen, unsere Nahrung aus der Packung zu befreien, auf einen Teller zu legen, schön anzurichten, zu riechen ? Ist es dir denn wichtig? Ist es deine Priorität? Wenn ja, dann ist Zeit kein Thema.

 

2) Genuss braucht Erlaubnis 

Diäten sind Pläne und implizieren Verbote. Was verboten ist, kann nicht genossen werden. Genuss braucht deine Erlaubnis. Und Erlaubnis braucht deine Wertschätzung für dich selbst. 

 

3) Genuss mit Fokus

Genuss braucht deine volle Aufmerksamkeit. Kannst du ein Konzert mit allen Sinnen geniessen, wenn du nebenbei Zeitung liest und zugleich überlegst, was du morgen alles erledigen musst? Wohl eher nicht. So geht es auch beim Essen: TV, Zeitung und Telefon nebenbei mindert den Gaumengenuss erheblich.

 

4) Weniger ist mehr

Hast du schon mal an Pfefferminzöl gerochen und dabei das Gläschen so richtig nah an die Nase gehalten? Da wird der Duft schnell unangenehm. Pfefferminzöl riecht ganz angenehm, vorausgesetzt die Dosierung stimmt. So ist es im Grunde mit allen Themen im Leben. Qualität vor Quantität. Wenn du Schokolade liebst, dann bieten sich 5 edle Confiserie Pralinen eher zum Genuss an, als 300 gramm M-Budget Schoggi, oder? 

 

5) Du hast die Wahl

Du darfst wählen, was dir persönlich guttut. Clara beispielsweise ist immer masslos überfordert, wenn es zu Kaffee und Kuchen eben Kuchen gibt. Sie mag Süsses, aber keinen Kuchen. "Was? Wieso isst du keinen Kuchen?.. Kann doch nicht sein, dass man keinen Kuchen mag..", sowas bekommt sie dann zu hören. Und auch hier geht es um die eigene Wertschätzung. Du hast die Wahl! Du wählst für dich deinen Genuss und niemand sonst ist dazu berechtigt.