Das Drama der Aufmerksamkeit

ClaRa war 5 Jahre alt, als sie mit dem Judo begann. Das Judotraining beginnt jeweils mit einer gemeinsamen Begrüßung und endet mit einer gemeinsamen Verabschiedung. Hierzu verbeugen sich die Schüler und die Trainer in abgeknieter Haltung gemeinsam voreinander ("Za-Rei") und man sagt den Gruss "Rei" laut. Vor dem Aussprechen des Grusses...

 Vor dem Aussprechen des Grusses, hielt der Judolehrer von Clara immer einige Sekunden inne und die Schüler schlossen die Augen, um sich zu konzentrieren. Es war ein Mittwochabend, das Training war zu Ende, zahlreiche Elternteile sassen schon wartend auf den Bänkchen an der Seite und schauten dem Abschluss Ritual zu. Clara stand neben ihrer Freundin, die ebenfalls 5 war. Sie waren die Kleinsten und Unruhigsten. .. Es kam zum Knien .. Und dann Augen schliessen... und dann platzte Clara heraus und musste lachen .. Der Lehrer forderte alle nochmals auf, aufzustehen.. Und von vorne: knien, Augen zu .. Alle warteten auf den Laut " Rei", doch erneut kicherte Clara wieder los. Ihre Freundin kicherte mit. Nochmals aufstehen. Alle bitte. Und nochmals.. Clara schämte sich soooo sehr! Ihr Papa sass am Rand auf dem Bänkchen und warf ihr schon flehende Blicke zu. Clara nahm sich fest vor, jetzt wirklich nicht zu lachen! Sie durfte auf keinen Fall wieder anfangen zu lachen.. !! "Clara, reiss dich zusammen!" , hörte sie sich innerlich. Und prompt; sie lachte schon stehend und zugleich stieg ihr die Röte ins Gesicht und sie wäre am liebsten im Boden versunken. 

 

Was sagt diese Geschichte aus?
Da, wo wir unsere Aufmerksamkeit hinlenken, verstärken sich die Symptome! 
 
Versuche einmal unbedingt wenig zu essen oder keine Süssigkeiten zu naschen! Vielleicht hast du dir selbst schon viel verboten?
 "ich darf heute auf keinen Fall zuviel essen!" oder: "am Dessertbuffet muss ich mich dann unbedingt zügeln!".. Kennst du solche inneren Stimmen?  Wenn ja, dann weisst du bestimmt auch, dass es dann meist ins Gegenteil umschlägt! Alles was wir NICHT wollen, alles was wir UNBEDINGT vermeiden müssen, wird uns zielsicher erreichen und einholen. Und dann folgt die Verurteilungsschlaufe: "Oh Mann, wie hab ich bloss wieder.."  "wie konnte ich nur so schwach sein..?!...",  .."Warum schaff ich das denn nie?!"  .."ich bin aber auch doof!.. "   ..
Noch mehr negative Gefühle  ergeben noch mehr negative Gedanken... usw.
Und jetzt?!  Was ist zu tun? 
 
Richte deine Aufmerksamkeit auf das, was sich vermehren soll!
Akzeptiere Gedanken des "Nicht-Wollens"und "Nicht-Könnens". Du kannst deine Gedanken nicht stoppen oder entfernen oder löschen! Das einzige, was du kannst, ist diese Gedanken da sein lassen und beobachten!
Positiv denken klingt zwar gut, ist letztendlich aber nur ein Verdrängen und ein Nicht-Akzeptieren der  Gedanken, die im Augenblick halt nun mal sind! Und beachte: Ignoranz ist eine der stärksten Formen von Aufmerksamkeit. Natürlich darf man positiv denken, zuversichtlich und mit Hoffnung in die Zukunft blicken, aber es ist wichtig, im ersten Schritt das anzunehmen, was jetzt halt grad ist, auch wenn es negative Gedanken sind.